Diskussionspapier_Klimaanpassung_EH

8 Gemüse verlieren bei Wärme schnell bis zu 10 Prozent ihres Volumens durch Wasserver- lust und werden runzelig (z.B. Äpfel) oder welk (Salat) und werden dadurch unverkäuf- lich. Die Folge ist oftmals, dass deshalb bei hohen Temperaturen überdurchschnittlich viele frische Lebensmittel entsorgt werden und als Verlust abgeschrieben werden müs- sen. Auch wird es bei sehr hohen Tempera- turen und intensiver Sonneneinstrahlung schwierig, Frischware (vor allem Obst, Ge- müse, Pflanzen) in der Auslage vor dem Markt im Eingangsbereich zu präsentieren, trotz Verschattung durch eine Markise. Ver- stärkt wird dieser Effekt aber auch durch die Tatsache, dass immer mehr Obst und Gemü- se unverpackt verkauft wird, da dies vom Kunden zur Vermeidung von Plastikmüll zu- nehmend verlangt wird. Als Beispiel sind hier Gurken zu nennen, die bekanntlich einen hohen Wasseranteil aufweisen, die nun aber nicht mehr in Folien verpackt werden und damit nur noch eine kürzere Haltbarkeit auf- weisen. Das Problem der Haltbarkeit und Frische beginnt aber bereits auf den Feldern und in den Großmarkthallen. Bereits dort am Beginn der Lieferkette sind diese empfindli- chen und leicht verderblichen Lebensmittel der Hitze ausgesetzt und können nicht mehr so frisch wie vom Kunden erwartet angelie- fert werden. Daher wird ein größerer Auf- wand zur Kühlung der gesamten Lieferkette erforderlich mit damit verbundenen weiter steigenden Kosten. Steigende Temperaturen sind aber nicht nur ein Problem für den Le- bensmitteleinzelhandel, sondern stellen auch andere Branchen vor neue große Herausfor- derungen. Besonders betroffen ist hier z.B. der Textileinzelhandel. Textilien und Stoffe, gerade in größeren Mengen dicht an dicht in den Geschäften, sind perfekte Wärmespei- cher, die noch lange Wärme in die Innenräu- me abgeben, wenn die Außentemperaturen bereits wieder gesunken sind. Gleiches gilt auch für den Buchhandel. Bücher in bis zur Decke ragenden Wandregalen speichern Wärme ebenfalls sehr gut und geben sie dann zusätzlich bzw. zeitverzögert wieder an die Raumluft zurück. Zudem stellen Hitze- wellen für den Einzelhandel auch eine indi- rekte Betroffenheit dar, da der Einzelhandel als Branche insgesamt sehr wetterabhängig ist und dementsprechend auf extreme Wet- terereignisse empfindlich reagiert. Zwar be- trachtet der Handel insgesamt warme Som- mer immer noch als "Stimmungsmacher" und als positiv für den Umsatz, was aber im Hin- blick auf die Klimakrise zunehmend in Zwei- fel gezogen werden darf. Die Erfahrungen der letzten Hitzesommer haben gezeigt: Steigen die Temperaturen, sinkt die Kauflust und die Umsätze fallen. Bei 40 Grad möchte niemand Kleidung anprobieren oder Le- bensmittel einkaufen, was besonders an den umsatzstarken Wochenenden problematisch ist. Bei heißen Temperaturen stöhnen Ein- zelhändler in Deutschland unter fehlenden Kunden, die heißen Sommer setzen den Ein- zelhandel in den Innenstädten immer mehr unter Druck. Durch die Hitze fällt der Handel in ein deutliches Sommerloch. Die Besucher- frequenzen gehen zurück, weil bei Hitze ein Einkaufsbummel keinen Spaß macht. Der Einbruch bei den Kundenzahlen führt dann folglich zu einem Rückgang beim Umsatz. Da helfen selbst die Klimaanlagen in den Kauf- häusern nicht, die Kunden bleiben zuhause oder ziehen den Besuch im Freibad vor. Vor allem an den Nachmittagen, an denen die Temperaturen am höchsten sind, bleiben

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