Diskussionspapier_Klimaanpassung_EH

7 Die Betroffenheit des Einzelhandels durch die Klimakrise Der Einzelhandel ist vom Klimawandel ge- nauso betroffen wie alle anderen Wirt- schaftszweige auch. Es ergeben sich im Handel allerdings aufgrund der strukturellen Bedingungen der Branche spezifische Fol- gen. Von den Folgen des Klimawandels sind zwar alle Einzelhandelsunternehmen betrof- fen, allerdings in unterschiedlicher Art und Weise und Intensität. Zu unterscheiden ist dabei die direkte Betroffenheit (bedingt durch natürlich-physikalische Klimawandel- phänomene und Extremwettereignisse wie Stürme, Starkregenereignisse, Temperatur- anstieg und Hitzewellen, Hagel, Blitz) sowie indirekte Betroffenheit (bedingt durch marktliche Auswirkungen wie Nachfrageer- höhung bzw. -rückgang, Beeinträchtigung der Lieferketten durch Betroffenheit von Lieferanten). Die größten Gefährdungen für die Unternehmen im Einzelhandel stellen Hitzewellen, Stürme und Überschwemmun- gen dar. Dementsprechend sind hier auch die Handlungsfelder für die Klimaanpassung zu sehen. Steigende Temperaturen mit sommerlichen Hitzewellen sind dabei die größten Herausforderungen für den Einzel- handel, weil diese extremen Wettereignisse flächendeckend und auch über einen länge- ren Zeitraum auftreten, während Stürme und Überschwemmungen zumeist lokale Phäno- mene sind, wenn auch dann mit zum Teil verheerenden Folgen. Stürme und Starkre- gen sorgen für Überflutungen, entwurzelte Bäume, zerbrochene Fenster und vielfältige Schäden an Gebäudebestand, Technik und Fahrzeugen. Das haben auch zahlreiche Ein- zelhändler bei den Starkregenereignissen der letzten Jahre leidvoll erfahren müssen. Gera- de Sturzfluten können schnell Verkaufs- und Lagerräume überfluten sowie Keller zum Überlaufen bringen und Warenbestände, Mobiliar und Elektronik beschädigen. Aller- dings haben die großen Flutkatastrophen im Sommer 2021 auch gezeigt, dass Einzelhan- delsunternehmen selbst dann von Über- schwemmungen indirekt betroffen sein kön- nen, wenn sie gar nicht im Überschwem- mungsgebiet liegen: Zahlreiche Mitarbeiter, die privat betroffen waren und teilweise ihr ganzes Hab und Gut verloren hatten, konn- ten nicht in den Unternehmen erscheinen und fielen als Arbeitskräfte aus. Die jeweils direkte und die indirekte Betroffenheit des Einzelhandels lässt sich auch am Beispiel der Hitzewellen aufzeigen. Die hohen Tem- peraturen treffen den Standort des Handels- unternehmens zunächst unmittelbar vor Ort am POS und beeinträchtigen die Geschäfts- tätigkeit des Unternehmens. Besonders deutlich wird das Problem steigender Tem- peraturen im Lebensmitteleinzelhandel (LEH), insbesondere im Frischebereich in den Märkten. Im Lebensmittelhandel sind gleichbleibend kühle Temperaturen im Ver- kaufsraum besonders wichtig. Der Frische- bereich stellt einen Kernbereich des LEH dar, in dem ein bedeutender Anteil des Um- satzes generiert wird, weshalb die Betroffen- heit des Frischebereichs durch Hitze hier besonders gravierend ist. Bei höheren Au- ßentemperaturen und erst recht bei Hitze müssen die Märkte verstärkt gekühlt werden, weil sonst die Waren (insbesondere Obst und Gemüse) schnell verderben. Obst und

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