Diskussionspapier_Klimaanpassung_EH

6 280 bis 900 Milliarden Euro. 2 Was bedeutet das für den Einzelhandel als drittgrößtem Wirtschaftssektor mit rund 300.000 Unter- nehmen an 450.000 Standorten mit rund drei Millionen Beschäftigten und jährlich über 535 Milliarden Euro Umsatz in Deutschland? Wie lassen sich durch Klimaanpassungs- maßnahmen Schäden und damit Kosten für den Handel vermeiden? Auch für den Einzel- handel haben diese Wetterphänomene mas- sive Auswirkungen. Der Einzelhandel ist auch für die Verbraucher wichtig - die Haushalte in der EU geben bis zu einem Drittel ihres Budgets im Einzelhandel aus. Nun zeigen neue Wolken am Horizont, was der Klima- wandel für den Einzelhandel bedeutet: Von der Lieferkette bis zum Marketing - wetter- bedingte Veränderungen aufgrund des Kli- mawandels haben Auswirkungen auf die Geschäftsabläufe im Einzelhandel. Dabei sind es zunächst große lokale Extremwetter- ereignisse, die die Bilder prägen, wenn z.B. 2021 in Bad Münstereifel mit dem Outlet- Center oder 2002 und 2013 in Grimma ganze Innenstadtbereiche überflutet werden und für den dortigen Einzelhandel Totalverluste bedeuten. Die Fluten haben nicht nur Wohn- häuser, Straßen und Brücken zerstört, son- dern auch Lebensmittelläden, Buchhandlun- gen, Drogerien oder Baumärkte. Eine Rück- kehr zur Normalität scheint nach wie vor schwierig, insbesondere bei kleineren und mittleren Unternehmen, für die solche mas- siven Schäden die Existenz gefährden kön- nen. Bei den mehr als 300.000 Einzelhan- delsunternehmen in Deutschland, von denen 2 siehe Pressemitteilung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz vom 06.03.23 - Konsequenter Klimaschutz und vorsorgende Klimaanpassung verhindern Milliardenschäden der Großteil zu den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) gehört, bedeutet das, dass hier ein enormes Potenzial liegt und angesichts der Systemrelevanz des Einzel- handels in der Gesellschaft die dringende Notwendigkeit besteht, dessen Anpassung an die Folgen des Klimawandels voranzu- bringen. Daraus ergibt sich die dringende Notwendigkeit, den Einzelhandel als system- relevante Wirtschaftsbranche in Deutschland widerstandsfähiger gegenüber den Folgen des Klimawandels zu machen. Das ist keine ganz einfache Aufgabe, weil die Branche sehr heterogen und mittelständisch geprägt ist, denn 98 Prozent der Handelsunterneh- men beschäftigen weniger als 50 Mitarbei- tende und erzielen nicht mehr als 10 Millio- nen Euro Umsatz im Jahr. Zudem ist der Ein- zelhandel typischerweise sehr vorratsinten- siv, so dass hiermit hohe Lagerrisiken und Kapitalbindung verbunden sind. Damit steigt auch das Risiko einer Anfälligkeit gegenüber den Folgen des Klimawandels. Die Erfahrun- gen zeigen, dass insbesondere die kleinen und mittleren Unternehmen mit dem Klima- wandel und der Anpassung an dessen Folgen wenig vertraut sind und auch kaum eigene Ressourcen für die Beschäftigung damit zur Verfügung stehen. Die Risiken und Chancen werden noch von vielen unterschätzt. Der Einzelhandel muss sich aber auf den Klima- wandel einstellen.

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