Diskussionspapier_Klimaanpassung_EH

20 Risikominderung. Um dem Hitzeproblem zu begegnen eigenen sich alle Maßnahmen zur Reduktion von Sonneneinstrahlungen wie das Nachrüsten von Jalousien oder auch die Verschattung von Parkplätzen durch Über- dachungen und Bäumen. Für den LEH bieten sich im Innenbereich auch noch Sprühne- belmaschinen (sog. Cool-Cloud-Systeme) an, die im Frischebereich die Ware wie Obst und Gemüse länger frisch halten. Diese Systeme sind zwar auch mit laufenden Kosten ver- bunden, erhöhen aber auch die Attraktivität für den Kunden. Die Anpassung an den Kli- mawandel bietet aber auch Chancen durch eine steigende Nachfrage nach klimaverträg- lichen und regionalen Produkten sowie dem Trend zum nachhaltigen Konsum. Eine früh- zeitige Anpassung des Warenangebots, bau- liche Veränderungen in Bestand und Neubau wie Verschattung, Isolierung, umweltfreund- liche Kühlung, erhöhte Eingangsschwellen, Wasserspeicherung/ -versickerung oder eine nach Klimagesichtspunkten geeignete Standortwahl können hier Vorteile gegenüber Mitbewerbern schaffen und so auch Chan- cen für den Einzelhandel eröffnen. Die Fo- kussierung auf das Wohlfühlen der Kunden z.B. durch kostenlose Ausgabe von Eis oder Wasser an heißen Tagen kann die Aufent- haltsqualität in den Läden und somit die Attraktivität für das Einkaufserlebnis stei- gern. Neue Chancen entstehen zum Beispiel durch eine auf Nachhaltigkeit fokussierte Nachfrage und darauf zugeschnittene, neue Produkt- und Dienstleistungsangebote. Be- reits jetzt fordern immer mehr Verbraucher klimaverträgliche und regionale Produkte sowie ein nachhaltiges Wirtschaften von Handelsunternehmen ein. Handelsunter- nehmen, die eine Vorreiterrolle bei Klimaan- passungsmaßnahmen einnehmen, können so zeigen, dass Klimaanpassung und -resilienz eine Chance für Wettbewerbsvorteile dar- stellen. Eine große Chance bietet sich für den Einzelhandel auch in der Aufrechterhal- tung lebendiger Stadtzentren durch neue Ansätze zur Förderung der Vitalität von Stadtzentren mit einer breiten Palette von Aktionen und Maßnahmen zur Abschwä- chung von Hitzeinseln, um Verbraucher vor allem während Hitzewellen in die Stadtzen- tren zu locken. Handel und Innenstadt sind symbiotisch miteinander verbunden und können sich gegenseitig positiv weiterentwi- ckeln. Dazu bedarf es einer heute noch zu- meist fehlenden öffentlich-privaten Zusam- menarbeit auf lokaler Ebene zwischen den Kommunen und Einzelhandelsunternehmen zur gemeinsamen Entwicklung neuer Attrak- tivitätsfaktoren und Besuchsanlässe für die Städte von morgen zur Vorbereitung auf künftige Hitzewellen. Durch eine aktive Standortbelebung (insbesondere in Koopera- tion mit dem jeweiligen Stadt- bzw. Center- marketing) und Flexibilisierung des Angebots kann es gelingen, hitzebedingt sinkende Be- sucherströme abzufedern, damit nicht die Einzelhändler in den Innenstädten die Verlie- rer sind, weil viele Menschen an den heißen Tagen den Weg in die City scheuen. Der Handelsverband Deutschland hat dazu be- reits 2022 Handlungsbedarfs erkannt und dafür Kommunen und den Bund in die Pflicht genommen, indem er mehr Grün- und Was- serflächen in deutschen Innenstädten gefor- dert hat. Die Innenstädte dürfen nicht die heißesten Zonen innerhalb eines Stadtgebie- tes sein, sondern Orte, die zum Verweilen auch bei hohen Temperaturen einladen. Das Ziel muss daher sein, „die Innenstädte als

RkJQdWJsaXNoZXIy MTQ0NDgz