Diskussionspapier_Klimaanpassung_EH

14 es muss dem Einzelhandel bewusst sein, dass Klimaschutz allein nicht ausreicht, son- dern auch weitergehende Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel erforderlich sind. Doch während die Ambitionen der Un- ternehmen in Bezug auf den Klimaschutz zunehmen, stehen die meisten Unternehmen hinsichtlich der Klimaresilienz und - anpassung noch am Anfang. Viele Einzel- handelsunternehmen verpflichten sich zwar zur Verringerung der CO 2 -Emissionen, aber nur wenige setzen sich bislang strategisch mit der unumstößlichen Tatsache auseinan- der, dass steigende Temperaturen erhebli- che Auswirkungen auf ihre Geschäftsmodelle und die Gesellschaft insgesamt haben wer- den. Die Erfahrungen beim Handelsverband Deutschland (HDE) zeigen aktuell Defizite bei der Anpassung von Unternehmen an den Klimawandel, und es ergreifen nur wenige Unternehmen konkrete Maßnahmen zur An- passung an die Folgen des Klimawandels und zur Erhöhung der Widerstandfähigkeit ihrer Geschäfte. 8 Obwohl grundsätzlich alle Einzelhandelsunternehmen von den Folgen des Klimawandels entweder indirekt oder direkt betroffen sind, ist vielen Einzelhänd- lern noch nicht bewusst, dass und wie sie betroffen sind. Es ist festzustellen, dass Handelsunternehmen die Betroffenheit durch Extremwetterereignisse weitestgehend noch gar nicht auf der Agenda haben. Die Notwendigkeit von Anpassungsmaßnahmen wird schlichtweg noch nicht erkannt. Die Schlüsselfrage lautet: Warum, wenn doch der Klimawandel insgesamt bereits als Prob- lem erkannt ist? Klimaschutz und Klimaan- passung sind zunächst einmal unterschiedli- 8 Handelsverband Deutschland (HDE): Newsletter der Kli- maschutzoffensive, Juni 2023 che Konzepte, mit dem Klimawandel umzu- gehen, aber beide Strategien sind erforder- lich. Beide Strategien unterscheiden sich aber grundsätzlich in ihren Intentionen. Kli- maschutz ist ein globales öffentliches Gut, dadurch ergibt sich die Notwendigkeit von globalen Regeln und Klimaschutzabkommen wie z.B. dem Pariser Übereinkommen von 2015 zur Einhaltung des 1,5 Grad Ziels. Prob- lematisch ist hierbei, dass sich auch immer eine individuelle Betroffenheit durch globale Klimaveränderungen trotz des eigenen Bei- trags zum Klimaschutz ergibt. Klimaanpas- sung ist hingegen primär ein Privatgut, weil hier der Kreis der Profiteure einer Anpas- sungsmaßnahme klar abgegrenzt werden kann und ein eigennutzgeleitetes Interesse bei der Anpassung an die Klimawandelfolgen besteht (z.B. Versicherungsmaßnahmen in einem Unternehmen) 9 . Obwohl Klimaschutz langfristig die beste Strategie der Klimaan- passung ist, brauchen wir beide Strategien in komplementärer Weise. Die Gründe dafür liegen darin, dass zum einen die globalen Klimaschutzmaßnahmen nicht ausreichen und wir das vereinbarte Ziel von 1,5 Grad nicht erreichen werden. Bereits heute haben wir einen Anstieg von 2,2 Grad zu verzeich- nen. Zum anderen greifen Klimaschutzmaß- nahmen zur Minderung der Treibhausgas- emissionen erst mit einer deutlichen zeitli- chen Verzögerung, was mit der Trägheit der Atmosphäre als System zu tun hat. Daher müssen wir auch zukünftig von steigenden Temperaturen und damit weiter zunehmen- den extremen Wetterereignissen ausgehen. Somit steht fest: Effektiver Klimaschutz und 9 Vgl. Mahammadzadeh, M.: Klimaschutz und Klimaanpassung in Unternehmen, 2016

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