Diskussionspapier_Klimaanpassung_EH

9 viele Geschäfte und Kaufhäuser leer. Sonne und Hitze lassen die Umsätze schmelzen und kosten die Einzelhändler viel Geld. Vor allem Kühlung kostet Geld, das die Händler in der heutigen wirtschaftlichen Lage oft nicht ha- ben. Die hohen Temperaturen treffen die Geschäfte daher doppelt: Einerseits durch hohe Energiekosten für die Kühlung, ande- rerseits, weil weniger Menschen zum Ein- kaufen in die Innenstädte gehen. Zudem verändern sich bei extremer Hitze die Stoß- zeiten. Die Geschäfte bleiben während der heißen Tageszeit oft leer und füllen sich in den kühleren Morgen und Abendstunden, was wiederum Probleme bei der Personal- planung mit sich bringt, um mehr Personal in die Stoßzeiten zu legen. Selbst für den Ein- kauf im Supermarkt ist es den Kunden zu heiß, obwohl Fast Moving Consumer Goods, Güter des täglichen Bedarfs, grundsätzlich ein relativ schockresistenter Handelszweig sind. Ein besonders stark betroffenes Seg- ment ist der Möbelhandel. Auf lange Wege durch die großen Möbelhäuser haben die Kunden bei hohen Temperaturen keine Lust. Bei schönem Wetter meiden Kunden fenster- lose Möbelgeschäfte – niedrigere Besucher- ströme ziehen Umsatzeinbußen nach sich. Auch der Textilhandel gerät bei Hitzewellen von zwei Seiten unter Druck, sowohl hin- sichtlich der Aktivität des Einkaufens – je wärmer es ist, desto weniger Spaß macht es Kunden, im Geschäft etwas anzuprobieren – als auch hinsichtlich der Ware: Bei sommer- lichen Temperaturen selbst im Spätherbst bleibt der Textilhandel auf seiner Herbst- und Winterware sitzen. Anbieter von som- merlicher Saisonware profitieren zwar, doch der Zuwachs dort kann in der Regel die Ein- bußen in anderen Sortimenten vielfach nicht ausgleichen. Das Nachsehen haben vor al- lem die Anbieter von schwerer Mode und Übergangsbekleidung. Bei hochsommerli- chen Temperaturen jenseits der 30 Grad sind Jacken, Schuhe oder Pullover nur schwer verkäuflich. Erforderlich ist eine höhere Fle- xibilität bei der Sortimentsgestaltung, denn wer ganz auf Strickmode spezialisiert ist, hat in diesen Zeiten schnell ein Problem. Dabei gibt es durchaus sektorale Unterschiede. Die Auswirkungen von Hitzewellen differieren zum Teil stark nach Branche bzw. Subseg- ment im Einzelhandel und sorgen für Licht und Schatten im Handel. Der Einzelhandel profitiert auch von anhaltender Hitze, heiße Sommer lassen bei Saisonware die Kassen im Einzelhandel klingeln. Die Kunden kaufen alles, was die Hitze erträglich macht, z.B. werden Badehosen, leichte Kleider, Hüte und hochsommerliche Mode, aber auch Sandalen zu absoluten Verkaufsschlagern, so dass durchaus auch Modehändler von der Hitze profitieren können. Allerdings können solche kurzfristigen Impulskäufe bei Planschbecken, Bademode und Ventilatoren oder Klimagerä- ten die strukturellen Einbrüche bei längeren Hitzeperioden nicht ausgleichen.

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